Schwimmen mit den Manatees in Crystal River

(*This article is intended for German readers)

Ein unvergleichliches Erlebnis fernab künstlicher Ferienwelten!

Florida wird vielfach als Musterbeispiel für künstlich geschaffene Tourismusattraktionen genannt. Kein Wunder, hält man sich die Vielzahl der Freizeitparks rund um Orlando vor Augen. Aber der US-Bundesstaat bietet auch echte Naturerlebnisse, die man sonst kaum auf dieser Welt erleben kann. Dazu zählt natürlich oft als erstes ein Besuch der Everglades und ihrer schier unzähligen Alligatoren und anderen Tierarten. Ein Erlebnis ganz besonderer Art gibt es jedoch in Westflorida nahe Clearwater in Crystal River und Homosassa: hier kann man mit den archaisch anmutenden Seekühen, hier Manatees genannt, schwimmen.
 
Dank umfangreicher Schutzmaßnahmen ist es gelungen, den Bestand dort in den letzten Jahren von rund 500 Tieren auf jetzt wieder über 1.500 Tiere anwachsen zu lassen. Manatees, die gutmütigen, grauen Riesen, verbringen ihre Tage vor allem mit Fressen und Schlafen – sie sind also so etwas wie die Koalas des Wassers. Auch wenn die Tiere über eine Tonne schwer werden können und täglich bis zu 8 Stunden fressen: sie sind reine Pflanzenfresser und es gibt für Menschen kaum ein ungefährlicheres Tier. Manatees bevorzugen wärmeres Wasser, daher sind die Chancen, die Tiere zu sehen, in den Wintermonaten am größten. Beste Chancen hat man bei Crystal Springs an der Süsswasserquelle Three Sisters: sie bietet konstant 72 Grad Fahrenheit Wassertemperatur, das entspricht rund 22 Grad Celsius. Vor allem, wenn die Außentemperaturen etwas darunter liegen, ziehen sich die Seekühe daher sehr gerne hierhier zurück.
 
Die Flussregion um Crystal River ist ein Naturschutzgebiet. Wer daher mit den Manatees schwimmen – oder um genau zu sein: schnorcheln – möchte, sollte auf einen der lizensierten Touranbieter vor Ort zurück greifen. Das bietet auch den Vorteil, dass man sich weder mit den Wasserwegen und dem richtigen Lenken der Boote im Manatee-Gebiet selbst auskennen muss und man auch auf die in den Tourpreisen inkludierte Leihausrüstung zurückgreifen kann.
Wir wählten für unsere Tour das Unternehmen RiverVentures (www.riverventures.com), die sich seit vielen Jahren dem Schutz der Manatees verschrieben haben und verschiedene Touren zur Auswahl anbieten. Individualreisende können beispielsweise an einer der mehrmals täglich angebotenen 3-Stunden-Touren teilnehmen (ab rund 64 USD). Wer es etwas privater mag, kann eine Semi-private Hausboot-Tour buchen, sie dauert 4 Stunden und bietet zudem beheizte Boote (ab 84 USD). Man sollte jedoch immer berücksichtigen: eine Garantie, ob und wie viele Manatees man sehen wird, gibt es nicht – es sind wild lebende Tiere und ihr Verhalten hängt sehr stark von den Witterungsbedingungen ab. Regel: je kühler das Wetter, um so besser die Chancen auf Kontakt. Und noch ein Tipp: die frühen Touren (die ersten starten morgens um 06:15 Uhr) sind meist nicht so stark frequentiert und bieten daher mehr Platz auf Booten und im Wasser. Zudem sollte man immer berücksichtigen, dass auch andere Anbieter das Gebiet der Three Sisters ansteuern und man letztlich erst dort feststellen kann, wie stark am jeweiligen Tag der Besucherandrang ist. Wer wie wir im Januar nach Crystal River kommt, sollte aufgrund der Sonnenaufgangszeit spätestens mit der Tour um 07:15 Uhr starten, dann bestehen beste Chancen auf ein unvergleichliches Erlebnis.
 
Die Tour beginnt in der Zentrale des Anbieters mit einer Einweisung in das richtige Verhalten im Wasser. Auch wenn alle Touren durch ausgebildete Guides begleitet werden: RiverVentures legt viel Wert auf das richtige Verhalten und den richtigen Umgang mit den Tieren. Zwei wichtige Erkenntnisse aus der Einführung: Erstens soll man sich im Wasser möglichst einfach treiben lassen, keine hektischen Bewegungen – ein Neoprenanzug und eine „Schwimmnudel“ erleichtern dies erheblich und werden von RiverVentures gestellt. Flossen sollte man im Wasser eher vermeiden, da sie den sandigen Untergrund aufwühlen und die Sicht für alle Besucher erschweren. Zweitens: nicht auf die Manatees zuschwimmen – nicht wir suchen uns eine Seekuh aus, die Manatees suchen uns aus! Wer diese trotz ihrer Größe beschaulichen Tiere berühren möchte, braucht Geduld, alles kann, nichts muss!

Nach der Einweisung heißt es dann: Umziehen. Daher sollte man seine Badekleidung bereits anhaben, die Neoprenanzüge werden durch RiverVentures gestellt. Sie sorgen im Wasser nicht nur für Auftrieb, sondern bieten auch Schutz gegen die Kälte. Dennoch: vor allem im Winter sollten empfindliche Menschen eine Jacke oder Pullover auf dem Boot darüber ziehen, vor allem nach dem Schwimmen. Mit den Shuttlebussen von RiverVentures geht es dann zum Hafen und auf die Boote. Die Fahrt zum Quellgebiet der Three Sisters dauert nur rund 15 bis 20 Minuten, und dann gibt es erst einmal eine Einweisung über das richtige Schwimmen und Schnorcheln durch den Guide an Bord. Und natürlich werden auch Taucherbrille und Schnorchel, die ebenfalls zur Tour gehören, angepasst. Der Guide hat zudem immer eine Kamera dabei, die Fotos können die Gäste – sofern sie keine eigene Kamera benutzen – nach der Tour im ServiceCenter erwerben (CD oder USB-Stick). Dann heißt es „ab ins Wasser“ und das Treiben und Steuern üben. Erst wenn das klappt, geht es weiter in Richtung Quellgebiet. Dort helfen dann ein gutes Auge und Ruhe – und immer darauf achten, dass man nicht in die ausgeschilderten Rückzugsgebiete der Manatees schwimmt, hier haben Zweibeiner keinen Zugang!
 
Anfänglich ist es noch etwas ungewohnt, sich mit gekreuzten Beinen und Schwimmnudel unter dem Arm schnorchelnd durch das Wasser treiben zu lassen. Doch wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, kann man sich ganz darauf konzentrieren, die Manatees in ihrem Element zu beobachten. Und es ist einfach unglaublich, wie sich diese großen Tiere völlig entspannt zwischen den ganzen Besuchern bewegen. Und wer das Glück hat, dass eine Seekuh direkten Kontakt sucht, wird dies wohl sein Leben lang nie vergessen. Immer mutiger werden die grauen Riesen, nähern sich, stupsen die Schnorchler auch einmal an und fordern ihre Streicheleinheiten gerade zu ein. Auch ein kleines Kalb zeigte sich bei unserer Tour besonders neugierig und kam mehrfach vorbei und suchte die Berührung. Ein unvergleichliches Erlebnis! Und auch in der Schutzzone an der Quelle hatten sich an dieem Tag wohl über 100 Manatees versammelt – welch ein Bild!

Nachdem wir über anderthalb Stunden im Wasser waren, ging es wieder an Bord unseres Bootes – und bei Außentemperaturen von gut 16 Grad war der heiße Kakao ein mehr als willkommenes Begrüßungsgetränk. Dann ging es wieder zurück in den Hafen und ein Shuttlebus brachte uns ins Headquarter zurück. So hatte uns der Alltag nach gut 3 Stunden wieder – doch in Gedanken blieben wir noch lange bei unseren neuen Freunden, den Manatees, zurück.

(Source: http://www.keep-golfing.com)